Kampai – In einer Kneipe in EdoZeichnung: Mike Michaelis | Gravur: Regina Sonntag
Im Laufe der Edo-Zeit (1603-1868) bürgerte sich die Sitte ein, zum Sake kleine
und größere Häppchen und sogar nahrhafte Gerichte zu essen. In den überall
entstehenden izakaya (Esskneipen) saßen die Gäste erhöht auf Tatamimatten an
niedrigen Tischen, durch Raumteiler von den Nachbarn abgeschirmt. In unserer
Kleinserie zapft der Wirt Sake von Fässern (taru) in Holzvierecke (masu). Sein
kritischer Blick gilt einer Runde zunehmend betrunkener Samurai, vielleicht
Gefolgsleute eines Provinzfürsten, die in Edo unter Müßiggang litten und wegen
chronischen Geldmangels auch billige Häuser nicht verschmähten. Ein besonders
Angeheiterter nähert sich einer Kellnerin unschicklich, was diese so erschreckt,
dass sie ein Tablett fallen lässt. Nicht abgeräumte Teller, Sandalenhaufen und
leicht schlampiger Aufzug des Personals lassen darauf schließen, dass unsere
Kneipe nicht zu den edelsten Etablissements von Edo gehört! Kampai! (= Prost!)
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