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  Lebensstile


In der Zeit zwischen dem 9. und dem beginnenden 20. Jahrhundert spielte sich die Geschichte Japans in fünf Herrschaftsepochen ab, die jeweils von eigenen Lebensstilen geprägt waren.

1. Epoche
Verarbeitung chinesischer Einflüsse: Die Heian-Zeit (794 – 1185 bzw. 1192)

Der Buddhismus, der von China nach Japan gelangte, dient als Zivilisationsgrundlage zusammen mit der chinesischen Schrift, der Literatur und der Dichtkunst. Daneben beeinflusst auch der Konfuzianismus als zweiter großer Pol der chinesischen Kultur das japanische Denken. Ausschließlich am Hofe - einen Kaiser in Japan (tenno) gibt es seit dem 3. Jh. -entwickeln sich die kulturellen Standards der literarischen, musikalischen und kalligraphischen Elite des Landes. Ausgewählte Kleidung, gutes Benehmen und Aussehen zählen mehr als der Umgang mit Schwertern und Pferden. Daneben existiert die bäuerische, „unzivilisierte“ Welt in der Provinz außerhalb der Hauptstadt Heian-kyo.

2. Epoche
Das Militär regiert: Die Kamakura-Zeit (1192 -1333)

Seit dem ausgehenden 12. Jhd. Ist Kamakura im Osten das Machtzentrum des Landes. Minamoto no Yoritomo gründet das erste Shogunat Japans. Der Zeitabschnitt markiert den Aufstieg des Kriegeradels gegenüber dem Adel in Kyoto, der in der Heian-Zeit noch dominierte. Unter der Herrschaft des Kriegeradels entsteht eine neue nationale Ästhetik, die sich an schlichten japanischen Werten orientiert. Zum Ende der Epoche zeigen sich unter Anlehnung an die chinesische Sung-Kunst eine Abkehr von leuchtenden Farben und eine Vorliebe für die Tuschmalerei. Die zen-Schulen beleben den Buddhismus, der als Gegenpol zum höfischen shinto von den Kamakura-Herrschern gefördert wird.

3. Epoche
Fehden der Kriegerfamilien: Die Muromachi-Zeit (1338 -1573)

Im Jahre 1333 ergreift die Familie Ashikaga die Macht, was zu einem mehr als 130 Jahre währenden Kriegszustand mit schwacher zentraler Ordnung führt. Die bürgerkriegsähnlichen Konflikte spalten die kaiserliche Dynastie in zwei Linien mit zwei Kaiserhöfen. Bauernaufstände, Hungersnöte und Kriege zwischen den Feudalherren verursachen einen Verfall der shogunalen Macht. Gleichzeitig leben die vom politischen Leben abgeschirmten Höfe in einer kunstfördernden und prunkvollen Welt. Sowohl zen, die Wiederaufnahme von Kontakten zu China und ab 1543 zu Europäern bringen eine deutliche und vollständig neue Ausrichtung in der japanischen Kunst, Philosophie, Sachkultur und Technik.

4. Epoche
Strenge Klassengesellschaft: Die Edo-Zeit (1603 -1868)

Edo ist der alte Name für die Stadt Tokyo. Es ist aber auch der Name für die historische Epoche, in der Japan von militärischen Führern (Shogunen) der Tokugawa-Familie regiert wird. Der Kaiser hingegen ist von den Staatsgeschäften ausgeschlossen. Strenge Gesetze und ein strenges Klassensystem von Aristokraten, Kriegern (Samurai), Bauern und Händlern/Handwerkern regeln das gesellschaftliche Leben. In Ausbeutung und Armut verbringen die Kurtisanen (geisha) als Prostituierte ihre Existenz. Zwar beliebte Motive für Holzschnitte, auf denen sie in luxuriösen Kimono und mit kunstvoller Frisur abgebildet wurden, gehören sie tatsächlich wie Leibeigene den Bordellbesitzern. Das besonders starke Geschlecht hingegen erprobt seine Kräfte beim japanischen Ringen, dem Sumo. Ein uralter Sport, der aber gerade in der Edo-Zeit Tausende von Zuschauern anzieht. Großer Beliebtheit im Volke erfreuen sich auch die Schauspieler. Seit 1596 gibt es nämlich die Bühnenform des kabuki. Die Stücke orientieren sich am Geschmack des Publikums und übernehmen neue Darstellungsformen mit historischen, dramatischen und volkstümlichen Inhalten.
Edo ist eine Stadt des Konsums und des feinen Geschmacks. Männer und Frauen flanieren durch die bürgerlichen Stadtviertel. An Straßen und Schreinen offerieren kleine Stände Tee zur Entspannung und frisch gegrillten Fisch. Fliegende Händler verkaufen sake, den viel getrunkenen Reiswein. In der Oberstadt hingegen residiert der Adel, angeführt von den mächtigen Provinzfürsten, den daimyo.

5. Epoche
Beispielloser Modernisierungskurs: Die Meiji-Zeit (1868 -1912)

Im Jahre 1853 muss sich das von der Welt abgeschottete Japan dem Willen der USA beugen und das Inselreich dem internationalen Handel öffnen. Zugleich wird die während der Dynastie der Tokugawa unumstrittene Autorität der Shogune deutlich geschwächt. Schließlich sieht sich 1867 das Shogunat gezwungen, die Macht an den Kaiser zurückzugeben, in dessen Namen nun andere herrschen. Japan streift innerhalb kürzester Zeit traditionelle Strukturen ab und vollzieht einen beispiellosen Wandel zur Moderne. Das alte Vierständesystem wird abgeschafft. Auf die Insel geholte ausländische Experten konstruieren Japans erste Eisenbahn, Dampfschiffe und Signalanlagen. Industrialisierung und militärische Aufrüstung gehen Hand in Hand. Das Land der aufgehenden Sonne erarbeitet sich eine Hauptrolle auf der Bühne der Weltpolitik und entwickelt sich zu einer modernen Großmacht.
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